Derzeit ist Bauen in Deutschland so teuer wie noch nie. Die Preise für Baumaterialien haben sich in den vergangenen Monaten extrem verteuert und führten nach Angaben des statistischen Bundesamtes zum höchsten Anstieg der Baupreise seit über 50 Jahre. So haben sie sich im Mai 2022 im Vergleich zum gleichen Monat des Vorjahreszeitraums um rund 17 Prozent gesteigert. Dabei stechen besonders die Preissteigerungen für Metallbauarbeiten sowie Betonarbeiten mit jeweils über 23 Prozent heraus. Aber auch bei Ausbaugewerken, wie z.B. Tischlerarbeiten, betrug die Preissteigerung im Jahresverlauf noch fast 13 Prozent.
Wenig verwunderlich, dass in solchen Zeiten auch immer wieder verstärkt über kostengünstige Alternativen nachgedacht wird. Über eine Möglichkeit berichtet die FAZ m Juli 2022: das Bauen mit Stroh. Ein ganzes Haus aus Strohballen! Was zuerst vielleicht merkwürdig klingt, wurde in Deutschland bereits über 1.000 Mal umgesetzt – vor allem bei Einfamilienhäusern. Stroh ist kostengünstig, weist ganz hervorragende Dämmeigenschaften auf und ist bei fachgerechter und korrekter Verwendung auch gegen Feuer, Feuchtigkeit und Schädlinge geschützt. Dazu wird es feste verpresst und lückenlos verbaut. Und auch unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten punktet Stroh: es ist nachwachsend, bindet CO2 und lässt sich problemlos recyceln. Alles Vorteile, die in diesen Zeiten immer größere Relevanz bekommen.
Für ein Haus wird zunächst eine Holzständerkonstruktion errichtet. Diese dient als tragende Konstruktion, während die Strohballen die Ausfachung bilden und damit den eigentlichen Wandaufbau. Zwar gibt es, wie z.B. in den USA, auch Gebäude, bei denen die Strohballen die tragenden Wände darstellen, aber dazu gibt es in Deutschland bisher keine Zulassung.
Und das die Technik grundsätzlich funktioniert, zeigt Deutschlands höchstes Strohhaus im niedersächsischen Verden: dort hat das Norddeutsche Zentrum für nachhaltiges Bauen ein fünfgeschossiges Bürogebäude in dieser Technik errichten lassen. Nicht schlecht für ein Haus aus Strohballen. So zeigt sich, dass modernes Bauen nicht mehr nur Stahl und Glas bedeuten. Es ist mittlerweile innovativer, sich alter Techniken und natürlicher Materialien zu bedienen